Silent Gehäuse im PC Konfigurator – Der Traum vom geräuschlosen PC
In Zeiten in denen Leistung für Normalanwender im Überfluss und zu Spottpreisen verfügbar ist und die Geschwindigkeit eines Computers sich für viele Anwender nur noch über die Internetgeschwindigkeit definiert rückt der Fokus vieler Hersteller mehr auf Komfortfunktionen, die dem Benutzer das Leben einfacher gestalten sollen, als auf weitere Performancesteigerungen. Nicht verwunderlich ist es da, dass in den letzten Jahren eine regelrechter Hype um extrem leise Computer ausgebrochen ist. In fast jedem PC Konfigurator werden spezielle „Silent Gehäuse“ angeboten, die durch Geräuschdämmung auch bei voller Auslastung besonders leise sind. Doch ist es bereits möglich einen vollkommen geräuschlosen PC zu besitzen?
Optimierung bestehender Technologien
Um dieses Ziel zu erreichen schalten sich beispielsweise die Kühlungssysteme moderner Grafikkarten oder auch Netzteile im leichten, wenig fordernden Betrieb voll und ganz aus und normale Lüfter werden durch effizientere Alternativen ersetzt, die mehr Leistung bei einer geringeren Drehzahl erzielen. Als Folge daraus ergibt sich eine ziemlich angenehme und weitaus dezentere Geräuschkulisse, als man sie noch vor 10 Jahren gewohnt war.
Absolute Stille – ist das möglich?
Trotz aller Störgeräuschminimierung lassen sich diese unter Einsatz eines herkömmlichen Kühlsystems auf Wasser- oder Luftbasis nicht zu einhundert Prozent eliminieren, weswegen absolute Silent-Enthusiasten den stetigen Fortschritt bei der Passivkühlung begrüßen, die für absolute Stille im Gehäuse des Rechners sorgen soll. Anders als bei der weitläufig verbreiteten aktiven Kühlung wird die Abwärme, nachdem sie auf einen Kühlkörper übertragen wurde, nicht manuell über einen künstlich erzeugten Luftstrom abtransportiert, sondern wird langsam an die Raumluft abgegeben. Das macht eine passive Kühllösung zwar weitaus weniger performant, gleichzeitig aber auch um einiges leiser.
Technischer Fortschritt bringt den Traum vom passiv gekühlten PC immer näher
War dieser Umstand in der nicht allzu fernen Vergangenheit noch der Haken an einem passiv gekühlten System, spielt dies heutzutage eine viel kleinere Rolle. Sowohl CPUs als auch GPUs machen von Jahr zu Jahr gigantische Sprünge in Sachen Stromsparen und Abwärmereduktion, weshalb lüfterlose Computer mittlerweile weniger ein Traum sondern vielmehr als ein überaus realistisches Konzept beim Rechnerkauf anbietet.
Eine Herangehensweise an dieses Vorhaben ist der Kauf eines Passivgehäuses. Diese Gehäuse bieten neben dem gänzlichen Verzicht auf Gehäuselüfter eine eigene Passivkühlung, mit der sich der Prozessor und die Grafikkarte des Systems äußerst leistungsfähig kühlen lassen.
Ein Passivgehäuse: die Lösung für tosenden Lüfterlärm?
Ein Beispiel für ein solches Passivgehäuse ist das H5 von Hdplex, welches im Oktober diesen Jahres in der zweiten Generation erscheinen wird. Vom äußerlichen mutet das Computergehäuse wie ein typisches Case für Heimkino-PCs an, ist aber mit einem potenten Kühlungssystem und Lufteinlässen zum Wärmeabtransport ausgestattet. Aufgrund dieses Formfaktors unterstützt das H5 2nd Gen auch herkömmliche Mainboards im ATX-Standard, sowie alle Standards, welche eine kleinere Größe als ATX aufweisen. Als direkte Folge der Bauhöhe des Chassis wird der Käufer aber bei der Auswahl des Netzteils eingeschränkt, normale ATX-Netzteile passen nämlich aufgrund ihrer Höhe nicht in das Case, was auch Grund dafür sein dürfte, dass das Gehäuse in keinem der bekannten PC Konfiguratoren zu finden ist.
Eingeschränkte Kompatibilität aus Platzgründen
Als Alternative nennt der Hersteller Hdplex den Einsatz eines SFX- beziehungsweise Flex-ATX-Netzteils. Zudem wird vom Hersteller auf die Möglichkeit hingewiesen, die Stromversorgung aus dem Gehäuse auszulagern.
Ansonsten bietet das H5 der zweiten Generation genug Platz für einen potenten Rechner, Dual-Slot-Grafikkarten sowie eine zusätzliche Low-Profile-Erweiterungskarte finden Platz im kompakten Silent-Case.
Ganz ohne Kompromisse kommt das H5 aber trotzdem nicht aus, wer plant, längere Grafikkarten zu verbauen, wird zwangsweise auf einen Laufwerkslot verzichten müssen und auch bei größeren Mainboards könnte es zu Problemen mit großen Netzteilen kommen.
Kühlung stark genug für schnelle High-End Prozessoren
Abgesehen von der Größe sollten Käufer aber nicht vom Gehäuse eingeschränkt werden, laut Hersteller werden CPUs mit einer TDP von bis zu 90 Watt unterstützt, was auch den Einsatz von High-End-Prozessoren wie einem i7-6700k nicht ausschließt. Einzig bei der Grafikkarte könnte die Passivkühlung an ihre Grenzen stoßen, GPUs der unteren Mittelklasse beziehungsweise Mittelklasse sollten das Gehäuse aber nicht überfordern.
Ein Nischenprodukt oder Gehäuse für die breite Masse?
Der Haken beim Hdplex H5 liegt somit eher nicht bei den gebotenen Funktionen, sondern hat 2 andere, nicht weniger ausschlaggebende Makel: zum Einen wäre da der Preis, der mit 275 Dollar in etwa doppelt so teuer ist wie ein „normales“ High-End Gaming-Gehäuse und der das Case sicherlich nicht zu einem Produkt für jedermann macht. Zum Anderen stellt das Zusammenstellen eines Computers inklusive Zusammenbau der Komponenten eine maßgeblich größere Anforderung an den Kunden dar, als es bei einem normalen System der Fall wäre: im Vorfeld muss die Kompatibilität aller Komponenten untereinander und mit dem Gehäuse eingehend geprüft werden und selbst wenn dies gelungen ist gestaltet sich der Zusammenbau des Rechners beim Hdplex H5 um einiges schwerer als es normalerweise der Fall wäre. Zurückzuführen ist das auf das komplexe Kühlsystem, das manuell zusammengebaut und jede einzelne Heatpipe eigens mit Wärmeleitpaste präpariert werden muss.
Zwar hört sich die Idee eines vollpassiven Computers außerordentlich vielversprechend an, in der Realität hakt es aber immer noch an der Größe der verfügbaren Komponenten und – im Falle von GPUs – auch an der Effizienz. Zudem überfordert das Zusammenbauen eines lautlosen PCs Laien mühelos und auch die Auswahl der Einzelteile gestaltet sich als immens schwierig, insofern man sich mit der Materie nicht gut genug auskennt. Aus diesem Grund sind Passivgehäuse wie etwa das Hdplex H5 eine vielversprechende Computergrundlage für Enthusiasten, mit ihrem Preis und ihrer schwierige Konstruktion macht sich diese Produktkategorie zumindest zum jetzigen Zeitpunkt für Normalbenutzer uninteressant.
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